Für die Ausstellung 'ausgespielt.' in der Kunsthalle Bahnitz möchte ich vor Ort arbeiten.
Zwei 4 Meter lange Wände treffen im rechten Winkel aufeinander. Sie ragen in den Raum der Ausstellungshalle hinein. Ich möchte auf diesen beiden Wänden in der Proxy-Zeichen-Technik arbeiten und weiß vor Beginn nicht, wie die Zeichnung aussehen wird. Ich lasse mich auf den Prozess ein. Vor Ort entscheide ich mich, im Stehen mit Armbewegungen des kleinsten und größten Radius zu zeichnen.
Proxy-Zeichen-Technik
Seit 2015 arbeite ich in der von mir entwickelten Proxy-Zeichen-Technik. Sie ist mittlerweile in meinen Körper, in mein Unterbewusstsein eingeschrieben. Ich kann sofort ohne Einübung in dieser Technik agieren.
2015 für das fortlaufende Projekt ‚Leerstelle des Unbekannten/Nichts stimmt mehr‘ entwickelt nimmt sie Bezug auf das Ergebnis des internationalen Human-Genom-Forschungsprojekts, das 2003 wie ein Schock in der Wissenschafts-Community einschlug: Entgegen der damaligen Annahme sind die Gene für den Vererbungsprozess nicht hauptverantwortlich. Und wir Menschen haben ‚nur‘ ca. 20 000 Gene, so viele, wie z.B. eine Fruchtfliege oder ein Fadenwurm haben, womit die menschliche Komplexität nicht zu erklären ist. Die daraus folgende Notwendigkeit, nach neuen Zusammenhängen suchen zu müssen, habe ich auf meine zeichnerische Arbeit übertragen. Ich begann das offen angelegte Experiment, mit der Proxy-Zeichen-Technik zu arbeiten, um zu erfahren, inwieweit ich zu neuen/anderen zeichnerischen Arbeiten und Erkenntnissen gelangen würde.
Beschreibung der Technik:
Die Reihenfolge der Buntstifte in den verschiedenen Kästen habe ich per Zufall festgelegt. Ich mache schnelle, unkontrollierte Armbewegungen mit je einem Stift in der linken und der rechten Hand und hinterlasse Spuren auf dem Zeichenträger. Entsprechend der körperlichen Symmetrie bewege ich die linke Hand auf der linken Seite und die rechte Hand auf der rechten Seite des Zeichengrunds.