Hier thematisiere ich eine Arbeitsweise der Meteorologie, die Augenbeobachtung, die seit mehr als einem Jahrhundert an einigen tausend Observatorien weltweit durchgeführt wird. Sie wird eingesetzt, um Wettererscheinungen und Wolkenbilder zu dokumentieren. Da es bisher kein technisches Gerät gibt, das die Wolken automatisch klassifiziert, betrachtet der Mensch selbst den Himmel und klassifiziert so die Wolken. Die subjektiven Wolkenbeobachtungen werden nach einem international einheitlichen Code verschlüsselt und in ein Beobachtungstagebuch eingetragen. Diese Daten werden weltweit für wissenschaftliche Modelle der Wettervorhersage genutzt.
In Anlehnung an die Vorgehensweise der Augenbeobachtung entwickle ich ein künstlerisches Verfahren, das den Übergang von Beobachtetem in ein System beleuchtet. Den Blick in den Wolkenhimmel ersetze ich durch den Blick in das Wolkentagebuch, in dem die lateinischen Bezeichnungen der Klassifizierung stehen. Was sagen sie mir? Ich übersetze sie in Zeichnungen, ohne dabei an Wolken zu denken; die Zeichnungen sind freie Assoziationen zu den lateinischen Begriffen. Die so entstandenen Arbeiten falte ich jeweils nach dem gleichen Prinzip und schichte sie chronologisch.
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